Mittwoch, 28. Januar 2015

Erneute Stigmatisierung / Weitergabe von Misshandlungen


Neue Stigmatisierungen werden durch das Thema „Misshandlungen – Weitergabe an die 2. Generation“ ausgelöst.

Da ich nicht die erneute Stigmatisierung von Opfern ertrage, werde ich aus allen Organisationen, wo ich mich für Betroffene von sexuellem Missbrauch und Kinderpsychiatrie engagiere, austreten, wenn sich nichts ändern gegenüber uns Direktbetroffene.

Der Auslöser ist, dass man in einer der Gruppen wo ich aktiv bin, einen verwahrten Pädophilen verteidigt. Man stellt sich auf seine Seite mit der Begründung,  dass er ebenfalls Opfer von sexueller Gewalt als Kind war und gemäss dieser Weitergabe-Theorie nichts dafür kann, dass er sexuelle Gewalt ausgeübt hat. Wort Wörtlich: "Was X erlebte, gab er weiter".

Ich kann nicht mit bestem Gewissen in Gruppen arbeiten, wo diese Theorie Unterstützung findet. Denn mit solchen Theorien hilft man nicht den Opfern, sondern stigmatisiert sie zugleich auch als zukünftige Täter und gibt irgendwelchen Tätern, die sagen, sie seien als Kind sexuell missbraucht wurden, einen Freibrief. Die zusammengewürfelte Kausalität führt nur dazu, dass man dann noch Täter besser behandelt als Opfer und um deren Wohlergehen mehr besorgt ist! Jürg Gritti, mein Täter, ist dazu auch ein gutes Beispiel.

Leider hatte ich Diskussionen mit mehreren Leuten in den Gruppen, wo ich tätig bin, die dieses Gedankengut gut heissen und obwohl ich lange Diskussionen führte, um meinen Standpunkt zu erklären, konnte ich die Personen nicht überzeugen.

Ich bin enttäuscht, dass im Prozess der Aufarbeitung bezüglich der Kinderpsychiatrie, die ja auch im Gange ist, kein kritischeres Denken zu solchen Theorien aufkommt. Wenn man diese Theorie gut heisst, dann kann man gleich wieder alte Psychiatrie Theorien ausgraben, wo man missbrauchte Kinder als zukünftige Homosexuelle klassiert.

Ferner ist mir das grosse Interesse am Wohlergehen dieses verwahrten Pädophilen in den Gruppen unerklärlich, indem er als Verwahrter Recht auf Arbeit hat. Mir als Opfer wurden immer wieder Steine in den Weg gelegt und ich durfte keine richtige Ausbildung machen!
Im Weiteren wird von einigen Personen in diesen Gruppen das Thema sexueller Missbrauch als „Frauen-Thema“ abgetan. Knaben sind ebenso betroffen und leiden als Opfer ebenso darunter, für mich spielt das Geschlecht der Opfer keine Rolle.


Zwei weitere Themen, welche leider im Moment Anklang finden und auch viele Überzeugte in der breiten Gesellschaft sind „Transgenerationale Weitergabe von Traumata der Zweiten Generation“ und dass geprügelte und verlassene Kinder eine Veränderung ihrer DNS erfahren und so psychische Schäden an die nächste Generation weitervererben. Szondi und Eugenik lassen grüssen!

Update Mai 2016: Siehe auch http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2014-26/der-vererbte-schrecken-die-weltwoche-ausgabe-262014.html


Da für meinen Fall sowieso niemand zuständig ist und ich zu viele Misshandlungen mitgemacht habe, und nichts in Ordnung gebracht wird,  möchte ich die Schweizer Staatsbürgerschaft abgeben. 

Update 2. Mai 2018

Auszug von einem Mail, das ich von einem  Opfer fürsorgerischen Zwangsmassnahmen bekommen habe. Wie wir ausgegrenzt werden, die sexuellen Missbrauch erlebt haben,  spricht man nicht an. Ich bin nur geschockt. Filme und Bücher über Hannah  Arendt kenne ich.( Martin Heidegger)


......Und da beim Täter v. Rupperswil mit einer Vereinsamung durch seine Pädophilie auszugehen ist, wären wir auch wieder beim Thema Ausgrenzung. Es gab für mich viele "Herzens- und Geistesöffner-innen". Darunter selbstverständlich Arendt, Fromm, Arno Gruen. Vergessen ging mir die aktive Auseinandersetzung mit dem Neurowissenschaftler und Pychiater Joachim Bauer, ........

Freitag, 26. Dezember 2014

Wiedergutmachungsinitiative kommt zustande!

Wir haben es geschafft: Die  Wiedergutmachungsinitiative kommt zustande!

Ich möchte mich in diesem Post nur kurz fassen. Herzlichen Dank an alle, die uns unterstützen und uns zuhören.
Ganz Besondern Dank aber an Herr und Frau Fluri und all denen, die im Hintergrund für uns Betroffene arbeiten.

Die Feier zur Erreichung der 100’000 Unterschriften am 19. Dezember 2014 auf dem Bundesplatz war ein schöner Anlass.
Es ist schön, dass wir auch von ganz vielen Jungen Mensch Unterstützung bekommen. Diese werden dann verstehen, wenn sie später einmal in ihren Berufen mit Betroffenen zu tun haben, mit den Unsicherheiten der Betroffenen respektvoll umzugehen und uns somit ein Stück Menschenwürde zurückgeben.

Im Folgenden die Einladungskarte mit Programmübersicht und ein Gruppenfoto:
 



Kurzfristig konnten vier Betroffene von uns noch am gleichen Tag in die Fernsehsendung Arena.

Artikel: http://www.srf.ch/sendungen/arena/verdingt-versorgt-misshandelt-und-nun-entschaedigt

Video:


Montag, 24. November 2014

Rorschach Test: Epileptische Diebe

Seit ein paar Wochen muss ich vieles einstecken. Es gibt Menschen die sind eiskalt, indem sie Kindermisshandlungen verharmlosen und Täter/Täterinnen in Schutz nehmen. Aussagen wurden auch zu meinem Fall gemacht und wie man meine Kinder behandelte.

Ich arbeite jetzt intensiv an meinem Projekt Kinderpsychiatrie. Ich komme gut voran; zum Teil werde ich es mit dem kleinen Beitrag, welchen ich aus der Soforthilfe für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen bekommen habe, finanzieren. In dieser Gesellschaft werde ich in den Augen vieler immer ein Minderwertiger Mensch bleiben; bei manchen ändern sich die Ansichten nie.

Ob sexuell misshandeltes Kind, Epileptiker, andere Erkrankte oder Homosexuelle; wir sitzen alle im gleichen Boot was die Psychiatrie betrifft. Im Folgenden ein Fallbeispiel in gekürzter Form. Ich habe dieses Beispiel genommen, da wir auch Betroffene von dieser Gruppe haben.









Liest man den Text, so ist der Proband nicht nur ein Epileptiker, sondern es wird auch die Prognose erstellt, dass sich bei ihm diebisches Regungen zeigen werden, was ihn gemäss Überschrift zum epileptischen Dieb macht. Der Therapeut hat den Probanden nicht gesehen und wertet nur ein Protokoll eines Rorschach Tests aus.
Laut dem Therapeut sind Epileptiker generell schwererziehbar und wollen sich nicht disziplinieren lassen! Ausserdem müssen sie medikamentös und erzieherisch angegangen werden, wobei „schlimme Fälle“ fast immer in Spezialanstalten gehören, weil die Epileptiker sonst in der Gesellschaft nicht überleben können. All dies basierend auf einem Aktengutachten!

Die letzte Tabelle ist vom gleichen Therapeut und zeigt weitere Formen von Dieben. Generell scheint der Therapeut die Verbindung zu diebischem Verhalten bei verschiedenen „Psychopathien“ zu suchen, wenn er eine ganze Tabelle von psychischen Erkrankungen/Verhalten aufstellt, die Diebe sind. Der Therapeut war ein hoch angesehener Schweizer Therapeut. Das schlimme, ist dass es immer noch Leute gibt, die an solchem Unsinn festhalten.

  Im Folgenden ein Beispiel einer Tafel aus dem Rorschach Test.


Update 28. Juli 2016
Noch ein paar Links:

Epileptische Diebe stammt von Hans Zulligers Buch Jugendliche Diebe
im Rorschach- Formdeutversuch


Update 19. September 2017
Rorschach Test in der Werbung


Update 12. März 2025


Editorial zu Verdingkindern in der New York Times

Das Ausland befasst sich auch weiterhin mit dem Schicksal der Verdingkindern.

http://www.nytimes.com/2014/11/03/opinion/switzerland-regrets-a-cruel-history.html?hp&action=click&pgtype=Homepage&module=c-column-top-span-region&region=c-column-top-span-region&WT.nav=c-column-top-span-region&_r=3

Ich kann mir vorstellen, dass einige wieder meinen, andere Länder würden auf der Schweiz herumhacken und dabei selbst eine unschöne Geschichte haben. Diese Kritik kann verworfen werden, weil der Artikel auch die "Stolen Generations" australischer Ureinwohner erwähnt sowie die "Orphan Trains" (Waisenzüge) armer städtischer amerikanischer Kinder, die ebenso aufs Land für Arbeiten verfrachtet wurden.

Freitag, 31. Oktober 2014

BBC Bericht, TV-Sendung und Radio-Sendung über Verdingkinder

Bei der  BBC hat Kativa Puri einen Bericht mit dem Titel Switzerland's shame: The children used as cheap farm labour über die Verdingkinder veröffentlicht und widmet.
Im Weiteren widmet die BBC sogar eine ganze TV'Sendung dem Thema mit dem Titel Switzerland: Stolen Childhoods am 1. November um 11.30 GMT und 2. November 22.30GMT auf BBC News.
Ausserdem ist eine Radio-Sendung verfügbar unter Assignments (Switzerland: Stolen Childhoods).

Kindsmisshandlungen hat viele Gesichter - Child abuse has many faces.

Sonntag, 12. Oktober 2014

So denkt man in der Kinderpsychiatrie über sexuell missbrauchte Kinder

Seit Jahren versuche ich zu erklären wie, ich in meiner Kindheit als sexuell misshandeltes Kind von Fachleuten, Familie und der Gesellschaft behandelt wurde. Mit so viel Unverständnis habe ich nicht gerechtet, wenn ich versuchte meine Arbeit über die Kinderpsychiatrie zu erklären. Es besteht kein Interesse an einer Aufarbeitung, wie man uns Opfer behandelte.

Hier ein paar Beispiele der psychiatrischen Theorien über sexuell missbrauchte Kinder, die ich zu Studien von 1980 und 1997 zurückführen konnte.

"Kontaktkonflikte aller Art in der Mutter-Knabe, bzw. Vater-Tochter-Beziehung können psychische symptome hervorrufen, wie Homosexualität [...]"

"Der permanente Konflikt zwischen sexuellem Drang und Gewissen, die Schuld gegenüber einem Elternteil oder gegenüber beiden Eltern kann zu seelischen spannungen führen,[...]"

"Bei einer Patientin, die als Kind sexuell von ihrem Vater mißbraucht wurde, attestiert [...] einen "sexuell erregenden Triumpf über ihre Mutter" und fordert von ihr, sie müsse "ihre Schuld tollerieren"."


Samstag, 30. August 2014

Dorffest Fehraltdorf und Wiedergutmachungsinitiative

Dorffest Fehraltdorf
Am 5. – 7. September  findet das Dorffest Fehraltorf statt.  Unser Verein Fremdplatziert wird man bei der Kirche (B6 auf dem Plan) finden. Unser Zelt „Beizli“ ist mit „Lost Generation“  angeschrieben.

Im Gebäude neben unserem Zelt ist auch die Ausstellung von Walti Emmisberger.
Im Weiteren wird Herr Dr. Thomas Huonker, Historiker, auch anwesend sein und gerne Auskunft geben über die verschiedenen Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen. Wir freuen uns über Ihren Besuch.


Wiedergutmachungsinitative


Dieses Jahr war ich zweimal in Mümliswil; am Tag der Offenen Tür der Guido Fluri Stiftung und  am 1. Jahrestag der Nationalen Gedenkstätte Kinderheim Mümliswil am 22. Juni 2014.
Beide Veranstaltungen haben mir viel gebracht, da ich mich mit Betroffenen, nicht Betroffenen und Fachleuten austauschen konnte.

Im Folgenden noch Links und Beiträge zu Guido Fluri und Dr. Thomas Huonker.

Im Weiteren noch Informationen zum Solidaritätsmarsch in Bern, der am 12. Juni statt fand.


Dieser Blogeintrag ist kürzer als vorangegangene, da ich momentan intensiv an einem Projekt betreffend Kinderpsychiatrie arbeite, was für mich sehr wichtig ist als Betroffene.